Reise 2010: Myanmar
Burmese Weeks - Bittersweet
20. Januar 2010
Air
Bagan hat uns pünktlich von Mandalay nach Kengtung gebracht. Die
Inlandsflüge verlaufen unproblematisch. Die Sitzplätze in den Maschinen sind
nicht so beengt, wie wir das befürchtet hatten. Es gibt ein Sandwich oder
Kuchen und ein Erfrischungsgetränk und The New Light of Myanmar, eine
Gazette, die ich mit großem Interesse lese. Ich bin allerdings nicht
überrascht von den Parolen, die ich vorfinde und mit denen die Regierung das
Volk auf Kurs hält. Die Abfertigung an den Flughäfen geht sehr streng zu.
Man folgt konsequent den Anweisungen der Beamten. Jeder weiß, dass alles
andere nur zu Problemen führen würde. Eine Augenweide sind die einheimischen
Flugbegleiterinnen. Sie sind blutjung und von außergewöhnlicher Schönheit.
Bei ihren Ansagen beweisen sie ihr sanftes Wesen, was sie noch
unwiderstehlicher macht.
In Kengtung erwartet uns Sam, unser Guide für die nächsten Tage. Er
begleitet uns zum staatlich geführten Kyaing Tong New Hotel. Kengtung ist
der burmesische Name dieser Stadt, die in der Sprache der Shan Kyaing Tong
heißt. Inzwischen würden wir auch lieber die lokale Tourismusindustrie
unterstützen, aber unser Reiseveranstalter hat die Entscheidung der
Hotelunterkunft für uns getroffen. Wir erfahren, dass die Preise in diesem
mit allem Komfort ausgestatteten Hotel relativ niedrig sind, was wiederum
den privaten Markt umso schwieriger macht. Unser Zimmer liegt im 2. Stock.
Es gibt keinen Aufzug, was uns an sich nicht stört. Jedoch müssen wir
zusehen, wie unsere schweren Koffer von weiblichem Personal hinaufgeschleppt
werden. Jürgen möchte das nicht zulassen, wird aber von Sam gehindert,
einzugreifen. Sam macht uns klar, dass das Personal bemüht ist, eine
Dienstleistung zu erbringen, um mit dem zu erwartenden Trinkgeld das
dürftige Gehalt aufzubessern. Der Stolz verbietet es, sich etwas schenken zu
lassen. Die Stadt Kyaing Tong ist sehr malerisch um den kleinen Naung Tung
See gebaut. Alles sieht hier viel ordentlicher und zivilisierter aus, als
wir es von den Städten Yangon und Manderlay in Erinnerung hatten. Das hätten
die Engländer so eingeführt, bemerkt Sam lakonisch. In unmittelbarer Nähe
befindet sich eine Replik der Mahamuni Pagode, die wir später noch
besichtigen werden. Die Aussicht vom Balkon unseres Zimmers ist grandios.
Wir blicken auf den See und können außerdem in der Ferne den höchsten Baum
und eine riesige Buddhastatue sehen.
   
21. Januar 2010
Wir besuchen die Bergdörfer der Akha. Es geht 300 m aufwärts und 500 m
abwärts. Das hört sich gar nicht so schwer an, wenn man nichts von
steinigen, steilen und engen Wegen weiß. Trotzdem möchte ich die Erfahrung
nicht missen. Wir schauen zunächst bei einer Grundschule herein, wo es sehr
lebhaft zugeht. Die Landschaftsbilder sprechen für
sich. Dann lernen wir die Akha kennen und erfahren von ihren Sitten und
Gebräuchen. Auf dem Markt hatten wir uns mit Geschenken
eingedeckt, Schulartikel, warme Handschuhe, Schals und Seife, die dankbar
entgegen genommen wurden. Wir werden zu grünem Tee und Sticky Rice
eingeladen. Hier leben Christen, Buddhisten und Animisten friedlich
miteinander.
    
     
   
     
    
Das Leben ist hier sehr hart. Alle Verrichtungen in Landwirtschaft und
Viehzucht werden von Hand gemacht. Maschinen gibt es nicht und ihr Einsatz
wäre auch in den Bergen nicht möglich. Die Hauptarbeit scheint bei den
Frauen zu liegen. Die Menschen sind klein aber offensichtlich sehr stark.
Die Wohnhäuser haben jeweils zwei Zugänge. Im Erdgeschoss werden Vorräte
gelagert und Tiere gehalten. Je eine Treppe führt zum Schlafraum des Mannes
(Vordereingang) und eine zum Frauengemach (Hintereingang), wo sich natürlich
auch die Küche mit einer Feuerstelle befindet. Es wird mit Holz geheizt und
gekocht. Da es keinen Rauchabzug gibt, bekommt man kaum Luft. Die Kinder
haben allesamt Triefnasen. Die Kindersterblichkeit lag früher bei 50%. Durch
die Aufklärungsarbeit der Missionare vor ca. 70 Jahren wurden die
hygienischen Verhältnisse verbessert und Medikamente gegen Malaria und
andere Seuchen kamen zum Einsatz. Die Missionare richteten auch Schulen für
die Kinder ein, die morgens und nachmittags je drei Stunden unterrichtet
werden. Übrigens, Sex findet nur außerhalb der Hütte in einem sogenannten
Honeymoon-Haus statt.
    
   
    
Die Menschen sind natürlich alle schlank (wie könnte das auch anders
sein). Angeblich leben sie gerne in den Bergen, wo sie wenig mit den
Vorschriften der Regierung zu tun haben. Ein Akha beschwert sich allerdings
über eine Straßenführung, die einfach sein Reisfeld kreuzt. Auf unserem Weg
abwärts treffen wir auf einen staatlichen Vermessungstrupp. Wer wird der
nächste sein, der sich der übergeordneten Staatsmacht beugen muss?
  
  
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